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Jesus lebt

Schön soll sie sein, die Friedhofskapelle. Und das Evangelium, die „gute Botschaft“, soll gut aufgeführt werden. Gerade angesichts des Todes! Wir wollen da keine Rumpelecken entdecken, keinen Schimmel riechen, wir wollen nicht mehr als nötig frieren. Und wir wollen nicht auf ein schäbiges Parament schauen. „Jesus lebt“, aber bitte schön! Wie soll ich das sonst glauben? So nehme ich denn das schäbige Parament ab und nehme es mit. Pfarrfrauendienst. Ein gern verrichteter Dienst. Das Parament hängt da sicher schon fünfzig Jahre, na ja, dreißig mindestens. Ich muss es einweichen. Wer weiß, ob es sonst sauber wird in der Maschine. Nicht nur sauber, sondern rein. So rein wie die gute Botschaft. – Allein, ich hatte das Aber vergessen. Das Aber, das durch alle Rechnungen ein Kreuz machen kann. Vorbei. Aus. Ende. Das Parament überlebt die Wäsche nicht. Stoff-Fetzen bleiben übrig. Nicht mehr zusammenflickbar. So leicht lässt’s sich nicht reinwaschen. Eine Weile bleibt der Altar ohne Parament. Dann kaufe ich ein neues. Ohne vollmundigen Text. Es ist schön. Wie verwandelt ist die Friedhofskapelle. Und erlebt etliche Jahre später nochmals eine Verwandlung. Wird licht und hell. Und strahlt aus, was auf dem alten Parament stand.