
Ein Gedicht von Xi Murong*
Zhang Jing wohnt bei uns – vier Tage im November 2018.
Ein pay guest zur „Euro Tier“-Messe.
Ihre Firma stellt Tier-Arzneimittel her.
Sie ist zuständig für das Export-Geschäft.
Eine kleine, höfliche Frau mit Interesse an Ländern und Menschen.
Beim Frühstück telefoniert sie mit ihrem Mann.
Abends freut sie sich auf ein deutsches Bier – und braucht einen Öffner.
Am letzten Tag überreicht sie ein Gastgeschenk.
Wir reden über Kinder, über die Schule, über ihre Tochter,
darüber, wie kostbar und schön Handgeschriebenes und Handschrift sind,
darüber, wie viel Ausdauer ein Kind braucht, um schön schreiben zu lernen.
Bei uns eine sterbende Kulturtechnik, sage ich.
Der Tochter zeige sie jedes Jahr ein neues Land, sagt sie.
Sie soll nicht denken, China sei die Welt.
Diese Tochter, die Gedichte abschreibt,
in winzigen, sehr akkurat geschriebenen Schriftzeichen.
Ms. Zhang besitzt viele solcher Gedichte.
Geschrieben auf Zeitungsränder, alte Postkarten, überallhin.
Sie schenkt mir eins.
„Thank you for being interested in our culture“ sagt sie zum Abschied.
(*Dank dir für’s Übersetzen, Svenja!)