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Menschen im Hotel


Ich sah einen zärtlichen, niederländisch sprechenden Mann, der seinem alten Vater über den Rücken strich und ihm dann schnell einen Kuss auf’s schüttere Haar drückte.

 

Ich sah einen kleinen, niederländisch sprechenden Jungen, der einem kleinen Mädchen half, seine heruntergefallenen Buntstifte aufzusammeln.

 

Ich sah einen alten Mann, wie er seiner jungen Frau stolz und wehmütig zugleich hinterherschaute, als sie zum Salatbuffet ging.

 

Ich sah eine neunköpfige Mehrgenerationen-Familie aus dem Rheinland, die bei jeder Mahlzeit und auch während derselben die Plätze tauschten und einander freundlich berührten.

 

Ich sah eine deutsche Kleinfamilie, die vor lauter Sorge ihr Schweigen könnte zu laut werden, beim Essen Wissensfragen auf Karten vorlasen und zwischen a), b) und c) wählten.

 

Ich sah eine schöne, erfolgreiche Frau und hörte, wie sie ihrer Tochter Penelope erklärte: Alle meine abgelegten Autos kommen ins Museum.

 

Ich sah ein kleines italienisches Mädchen, dem sechs Erwachsene folgten, um zu sehen, was sie gesehen hatte. 

 

Ich sah einen jungen Mann, der sein Haupthaar geflochten trug; er war Zeuge bei einer Trauung.

 

Ich hörte eine derbe, süddeutsche Mundart und dachte über Sprache, Selbstbewusstsein und Charakter nach.