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Jubelkonfirmation


Sie war da. Zum Termin. Und pünktlich. Mit Mann und Maus. 

Nur sonst sah sie nichts und niemand. Keine Stehtische im Vorraum, kein bekanntes Gesicht. Oder hatte sie etwas missverstanden? 

Immerhin: Zwei Menschen vom Presbyterium begrüßten sich auf das Freundlichste: „Ach, wenigstens du bist da, um mich zu begrüßen!“ Herzliche Umarmung. Freundliches Geplauder. Es beschlich sie ein Gefühl zu stören. 

Sie sah sich um, fasste etwas Mut und trat auf die beiden zu: „Ist denn heute keine Goldene Konfirmation?“

„Nein, die Pfarrer haben Corona. Alles ist abgesagt. Haben Sie das denn nicht in der Zeitung gelesen?“ 

„Nein, ich komme von außerhalb.“ 

Jetzt dämmert einem von beiden, weswegen sich die Fremde in die Kirche verirrt: „Ach! Gehören Sie etwa zu den Jubel-Konfirmanden?“ 

„Ja, und ich habe mich schon Monate vorher angemeldet, aber das Gemeindebüro scheint neu besetzt zu sein, denn die Kommunikation war nicht so einfach.“

Mit dem Unterton leichter Empörung: „Nein, nein, unser Büro funktioniert super. Es wurden alle angerufen!“ 

Der Sachverhalt klärt sich. Herr K., seines Zeichens Vorsitzender des Presbyteriums, wird zu ihr geschickt. Da sitzt sie längst mit Mann und Maus in der Kirchenbank. Mehrfache Entschuldigungen. Und Wiedergutmachungsankündigungen. Herr K. erkennt Mann und Maus. Herr K. rückt ihr auf die Pelle. Sie versichert, nicht aus der Kirche auszutreten. Der Gottesdienst kann beginnen.

Der Vertretungspfarrer ohne Vertretungspredigt predigt im prophetischen Gestus. Er nennt mehrfach ihren Namen, sozusagen als Einleitung. Noch mehr Entschuldigungen, diesmal von der Kanzel. 

Was bleibt? Hinterher in der Kirche ein nettes Gespräch mit Anne – als alles vorbei ist. Und ein paar Tage später eine rote Kachel in der Corona-Warnapp.